56 Lebensqualitt bei MnnernMann als beim Mann mit Partnerin. In den letzten zehn Jahren hat die Anzahl der Publikationen im internationalen Schrifttum zum Thema Prostatakarzinom und Lebensqualitt nahezu exponentiell zugenommen (1, 3, 5, 11, 15). Die Bundesrepublik holt, gemessen an peer-reviewed-Verffentlichungen auf. Der relative Rckstand an Publikationen bedeutet natrlich nicht, dass hierzulande diesem Themenkreis weniger Aufmerksamkeit geschenkt wrde. Fr den betroffenen Mann ist es wichtig, dass sein beratender Arzt bei der Besprechung verschiedener Behandlungsformen die Konsequenzen (Frh- und Sptfolgen) der Behandlung in seine Gesamtschau einbindet. Aus den vielen Publikationen zu den Folgen der radikalen Prostatektomie (Kapitel 24) lsst sich folgendes Bild entwerfen:鉃�Die Angst ber den operativen Eingriff und dieAuswirkungen auf den Gemtszustand legen sich innerhalb von 6�2 Monaten nach dem Eingriff. 鉃�Je lnger der Eingriff zurckliegt, desto bedeutsamer wird der Verlust der erektilen Funktion. 鉃�Gleiches gilt fr Beschwerden der Harninkontinenz. Der Anteil der Mnner mit diesem Problem ist sehr unterschiedlich fr die einzelnen Kliniken und liegt zwischen 3 und 20 %. 鉃�12 Monate nach der Operation beantworten ber 90 % der Patienten die Frage, ob sie sich wiederum diesem Eingriff unterziehen wrden mit 濲a� 鉃�Patienten, behandelt durch externe Radiotherapie, klagen ber zunehmende erektile Dysfunktion je lnger die Strahlentherapie zurckliegt. Unter den vielen validen Untersuchungsergebnissen seien hier lediglich folgende Studien erwhnt. Dabei ging es um die unterschiedliche Therapieakzeptanz der Mnner nach Radikaloperation oder nach Bestrahlungsbehandlung (8). Insgesamt waren 564 Mnner bei CAPSURE, einer landesweiten amerikanischen Datenbank registriert. Sie wurden bis zu zwei Jahre nach der Behandlung verfolgt. Beschwerden der Kontrolle ber die Blasenfunktion nahmen whrend des ersten Jahres ab und blieben danach konstant. Nach Bestrahlung waren Blasenbeschwerden hufiger, nahmen jedoch ebenfalls nach dem ersten Jahr ab. Lebensalter, Rasse und Co-Morbiditt (Kapitel 45) hatten keinen Einfluss auf die Blasenfunktion oder deren Beeintrchtigung. Verheiratete Mnner hatten weniger Beschwerden als Alleinstehende. Bei der Radikaloperation wird klar, dass die Inkontinenz bedeutsamer fr Lebensqualitt war als die erektile Dysfunktion (8, 15). In unserer Institutionwurden im Rahmen einer EORTC-Studie seit 1987 Mnner mit nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen, jedoch ohne Fernmetastasen, entweder sofort oder erst beim Nachweis von Fernmetastasen hormonell behandelt. Das Endergebnis dieser Studie ist bisher nicht publiziert worden. Zwischenanalysen unserer eigenen Patienten ergaben ein lngeres Zeitintervall bis zur Tumorverschlimmerung fr die frhzeitig hormonell behandelten Mnner im Vergleich zu den spter durch hormonelle Manahmen therapierten Mnner. Hingegen unterschied sich die berlebensdauer nicht (Abbildungen 56.1 u. 56.2). Seit 1992 erhielten unsere behandelten Mnner drei Fragebgen zur Selbsteinschtzung: den Lebensqualitt-Fragebogen der EORTC; den Internationalen ProstataSymptomen-score-Fragebogen IPSS (Kapitel 41); den Derogatis-Fragebogen zur Messung der sexuellen Aktivitt und zur Einschtzung des Interesses an Sex. Die hormonelle Behandlung bestand in einer kontrasexuellen Standardmanahme2. Nicht berraschend wurden die typischen Nebenwirkungen der Hormontherapie wie Hitzewallungen, Verlust der Libido und sexuellen Aktivitt nur bei den behandelten Patienten angegeben. Fr uns unerwartet war ein signifikant hufig angegebener Abfall der krperlichen Aktivitt und aufgetretene Mdigkeit bei den hormonell behandelten Mnnern. Die Messung der Kriterien der Lebensqualitt (letztlich eine verfeinerte Methode zur Beurteilung des erformance-Status�, hat sich somit als eine2LH-RA-Analogon zur Unterdrckung des mnnlichen Hormons Testosteron auf Kastrationsniveau, kombiniert mit einem so genannten Antiandrogen; siehe Kpt. 26.100 % 80 60 40 20 0 0verzgert sofort n = 107 p = 0,0012040 Zeit (Monate)6080Abb. 56.1 Mnner mit Prostatakrebs und Lymphknotenmetastasen, die sofort einer gegengeschlechtlichen Hormonbehandlung unterzogen werden (obere Kurve) haben eine lngere Zeit zur Verfgung bis sie Knochenmetastasen entwickeln als Mnner, die erst eine versptete Hormonbehandlung erhalten (untere Kurve).382Dieses Dokument ist nur fr den persnlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Jacobi, G.H.: Praxis der Mnnergesundheit (ISBN 9783131322319) 2002 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
