364. Die Knigin im Wachshemd Ludwig der Deutsche hinterlie drei Shne. Karl, Ludwig und Karlmann. Unter diesen nahm sich Knig Karl eine schne und tugendsame Gemahlin, deren reines Leben ihr bald Neider am Hofe erweckte. Als der Knig eines Morgens frh in die Mette ging, folgte ihm sein Dienstmann Siegerat und sprach: err, was unsere Frau und Herrin begeht, geziemt sich nicht, mehr darf ich nicht sagen.�Der Knig blickte ihn an und sagte traurig: age mir schnell die Wahrheit, wo du irgend etwas gesehen hast, was wider des Reiches Ehren verstt!� Der listige Alte versetzte: eider, ich werde nimmermehr froh, seit ich gesehen habe, da unsere Frau andere Manner minnet; lge ich, so heit mich an einen Baum hngen!�Der Knig eilte schnell in seine Schlafkammer zurck und legte sich stillschweigend an der Knigin Seite. Da sprach die Frau: es bin ich ungewohnt, warum bist du schon wieder gekommen?�Er gab ihr einen Faustschlag und sagte: 濿eh mir, da dich meine Augen je gesehen und ich meine Ehre durch dich verloren habe; das soll dir ans Leben gehen!�Die Knigin erschrak und weinte: chone deine Worte und halte auf deine Ehre! Ich sehe, da ich verlogen worden bin; ist es aber durch meine Schuld, so will ich den Leib verloren haben!�Karl zwang seinen Zorn und antwortete: u pflegst unrechter Minne, wie mchtest du lnger dem Reiche zur Knigin taugen!�Sie sprach: 濱ch will auf Gottes Urteil dingen, da ich es nimmermehr getan habe, und vertraue, seine Gnade wird mir beistehen!�Die Frau sandte nach vier Bischfen, die ihre Beichte hren und immer bei ihr sein muten; sie betete und fastete, bis der Gerichtstag kam. Bischfe, Herzge und eine groe Volksmenge hatten sich versammelt, und die Knigin bereitete sich zu der schweren Arbeit vor. Als die edlen Herren vermitteln wollten, sprach sie: as wolle Gott nicht, da man solche Reden von mir hre und ich lnger die Krone trage!�Da jammerte es alle Frsten. Die Frau zog mit erhobenen Augen und unter manchem guten Segen ein Hemd an, das dazu gemacht worden war. Gebete wurden gesungen und gelesen, und an vier Ecken zu Fen und Hnden zndete man ihr Hem-544-